SCHWEIZ


(Hier geht es zu den Fotos der Reise.)

 

Mein Schwager Ranko hatte mich letztes Jahr darum gebeten, mich auf einer meiner Motorradreisen begleiten zu dürfen. Er wolle das Gefühl von Freiheit auf zwei Rädern erfahren und mit mir zusammen ein Motorradabenteuer erleben. Diesen Wunsch konnte ich ihm natürlich nicht abschlagen.

 

Juni 2018 - Ranko lebt in Belgrad, der Hauptstadt Serbiens. Nachdem meine Frau ihn, ihre Schwester und ihre Kinder vom Flughafen abgeholt hatte und wir die letzten Einkäufe und Vorbereitungen für die Reise getroffen haben, machen wir uns nach zwei erholsamen Tagen gemeinsam auf den Weg. Da Ranko selber keinen Motorradführerschein besitzt, wird er in den kommenden Tagen mein Sozius sein.

 

Über Basel fahren wir in unser Ziel- und Nachbarland, die Schweiz. Hier gibt es spektakuläre Pässe, tolle Bergwelten und wilde Natur zu erleben, ein Traum für Motorradfahrer! Wenn nur die hohen Bußgelder bei Geschwindigkeitsüberschreitung nicht wären...

 

Die Schweiz begrüßt uns mit Regen. Meinem Schwager erkläre ich, dass dies sehr häufig in der Schweiz vorkommt und dass es nur die Willkommens-Dusche sei. Leider begleitet uns der Regen die nächsten zwei Stunden und so bleibt uns nichts anderes übrig als in voller Regenmontur zu fahren. Von Basel aus geht es auf der Autobahn über Bern auf schnellstem Weg und mit stetig besser werdendem Wetter zu unserem ersten Ziel, dem kleinen Örtchen Grindelwald, in dem es viele schöne Häuser aus Holz zu bestaunen gibt.

 

Aber nicht nur das, von hier aus bietet sich uns eine spektakuläre Aussicht auf die zum Greifen nahe scheinende Eiger Nordwand, die nicht umsonst auch Todeswand genannt wird. Fünfzig tapfere Bergsteiger ließen im Verlauf der letzten Jahre hier ihr Leben, beim Versuch die fast senkrechte Wand zu erklimmen. Den aktuellen Rekord, wie sollte es auch anders sein, hält übrigens

ein Schweizer. Ueli Steck gelang es im November 2015, die 1100 Meter hohe Wand in nur 2 Stunden und 22 Minuten und 50 Sekunden "hinaufzurennen", eine Wahnsinnsleistung, Hut ab.

 

Mittlerweile ist auch mein Kumpel Stefan auf seiner Bandit am vereinbarten Treffpunkt, vor der Kulisse der Eiger Nordwand eingetroffen, der uns die nächsten 2 Tage auf unserer Reise begleiten wird. Voller Freude fahren wir talabwärts und genießen den Wildbach und die Wasserfälle die man am Straßenrand entdecken kann. Die zweite Sackgasse des Tals führt hinauf ins Lauterbrunnental bis zum gleichnamigen Ort Lauterbrunnen. Hochgelobt soll es das schönste Tal der Schweiz sein. Eine besonders imposante Attraktion ist der etwa 50 Meter hohe Wasserfall, der am Ortsausgang, von der rechten Bergflanke aus, herab ins Tal stürzt. Es kommt einem fast so vor, als hätte jemand einen 20.000 Liter Tank mit Wasser auf den Berg gestellt und vergessen den Wasserhahn zu schließen. Wirklich beeindruckend!

 

Nach einer ausgedehnten Fotopause verlassen wir das Lauterbrunnental. Über Interlaken, Brienz, Innertkirchen und Guttannen gelangen wir zu unserer ersten Passstraße, dem 2165 Meter hohen Grimselpass. Der Regen hat uns mittlerweile leider wieder eingeholt und so müssen wir in gemächlichem Tempo die etlichen Kurven hinauf fahren. Kurz bevor wir die Passhöhe erreicht haben folgt ein Lichtblick. Der Regen und der Nebel verziehen sich und wir können die ersten Aufnahmen mit der Drohne einfliegen. Der Grimselstausee mit altem Hospiz und auf dem grünen Wasser des Sees schwimmenden Eisschollen gibt eine sagenhafte Kulisse ab.

 

Den Grimselpass in südlicher Richtung verlassend, geht es weiter durch tolle Ortschaften wie Oberwald, deren uralte Holzhäuser an längst vergangene Tage erinnern, wirklich urig diese kleinen Siedlungen. Leider sind die meisten der alten Holzhäuser nicht mehr bewohnt und der Zahn der Zeit beginnt an ihnen zu nagen. Entlang der wild fließenden Rhône fahren wir weiter bis nach Visp. Von hier aus führt unsere letzte Etappe für heute hinauf ins Mattertal. Am Ortsausgang von Täsch, wo uns ein Schild die Weiterfahrt verbietet, treffen wir einen jungen Mann. Urs ist Schreiner "oben in Zermatt", in Täsch aufgewachsen und sein bisheriges Leben hier verbracht, hat er ein paar gute Informationen für uns parat. Von dem Vorhaben die für Kraftfahrzeuge gesperrte Straße mit dem "Töff" (Motorrad) hinauf nach Zermatt zu fahren rät er uns ab. Wird man von der Polizei dabei erwischt, erleichtert das die Reisekasse um 500-600 CHF. Dass ein so drastisches Bußgeld dafür fällig wird hatten wir nicht erwartet. Dann also doch besser mit dem Zug hinauf, der den ganzen Tag im 20-Minuten-Takt zwischen Täsch und Zermatt hin und her pendelt. Nach dem Gespräch über die Gesetzeslage zum Wildzelten und ein paar Lagerplatzvorschlägen für die Nacht, möchten wir von Urs noch wissen, was ein Schreiner in der Schweiz verdient. Als er uns antwortet, dass sein Einkommen 5000 CHF pro Monat beträgt, sind wir ein wenig baff. Er erklärt uns allerdings auch, dass es die Mieten und die Lebensmittelpreise der Schweiz ordentlich in sich haben und das Verhältnis von Verdienst zu den Ausgaben sich etwa mit dem in Deutschland deckt. Kommt ein saftiges Bußgeld auf einen zu, trifft es die Schweizer mit ihren hohen Einkommen jedoch deutlich weniger hart, während vom deutschen Einkommen ein guter Batzen für die Strafe fällig wird. Die Nacht bricht ein. Auf meine Frage warum die Bahnen noch bis nach Mitternacht hinauf nach Zermatt fahren und was man dort oben in der Nacht noch sehen könne, antwortet Urs: "Die Einheimischen fahren hoch nach Zermatt um dort einen trinken zu gehen". Wir wollen es dann doch lieber am nächsten Morgen versuchen und bedanken und verabschieden uns von Urs mit einem Bier.

 

Wegen der sehr hohen Bußgelder, die für wildes Campen in der Schweiz fällig werden, suchen wir direkt im Ort den Campingplatz Alphubel auf, wo wir unsere Zelte errichten und den Abend nach einer deftigen warmen Mahlzeit bei Bier und Rotwein ausklingen lassen.

 

Der nächste Tag bricht an. Nach einem Kaffee zum wach werden und der allmorgendlichen Zahnpflege, packen wir unsere Zelte zusammen, bezahlen die Campingplatzgebühr von knapp 40 Euro (für zwei Personen, ein Zweimannzelt und die Kurtaxe für zwei Personen) und ziehen wieder los. Ein paar hundert Meter vom Campingplatz entfernt schalten wir die Motoren aber direkt wieder aus. Wir wollen mit der Bahn hinauf nach Zermatt. Der Ticketpreis von Täsch nach Zermatt und zurück beläuft sich pro Person auf 17,50 Schweizer Franken (15 Euro). Ein teures Pflaster, dieses kleine Nest! Wenigstens ist das Parken an der Zugstation für Motorräder gratis.

 

Nach einer viertel Stunde Zugfahrt erreichen wir Zermatt. Der Zug öffnet seine Türen und entlässt uns über den Bahnsteig direkt in das Herz der Stadt. Wir bummeln ein wenig durch die Gassen und staunen über das für Touristen aus aller Welt herausgeputzte Örtchen. Ein paar Souvenirläden später und nachdem wir das gesamte Örtchen durchlaufen haben, ist es endlich soweit, wir haben freie Sicht auf das Matterhorn, der fantastische Berg in Pyramidenform, das Wahrzeichen der Schweiz, thront über uns. Das imposante Bergmassiv, das durch die Wolken hindurch sticht und schon als Vorlage und Inspiration für die Form und das Logo der weltbekannten "Toblerone"-Schokolade diente, zieht mich magisch in seinen Bann. Nach eineinhalb-stündigen Versuchen, das perfekte Foto mit mir, dem Horn und einer Packung Toblerone in den Kasten zu bringen, ist es an der Zeit, diesen magischen Ort wieder zu verlassen. Die Touristenhochsaison hat zum Glück noch nicht begonnen, so dass wir direkt im von Täsch ankommenden Zug einen Platz finden, der uns zurück ins Tal bringt.

 

Wir satteln wieder auf unsere Bikes auf und machen uns auf den Weg nach Fiesch. Beim Erreichen der Talstation des Aletschgletschers, der mit 23 Kilometern Länge der größte Gletscher der Alpen ist, regnet es wieder in Strömen. Das Fernseh-Livebild der Bergstation zeigt den Gletscher in dicke weiße Wolken gehüllt und den hohen Preis von 48 Schweizer Franken für die Gondel hoch und runter, um den Gletscher dann doch nicht zu sehen, sind wir nicht bereit zu bezahlen. Dieses Highlight fällt also leider ins Wasser, was uns allerdings die verlorene Zeit am Morgen wieder reinholt. Ursprünglich hatte ich geplant, den 3-stündigen UNESCO-Höhenweg zu wandern, der vom Bettmerhorn (2.647m), entlang des Gletschers, auf dem Gipfelgrat zum Eggishorn (2.869 m) führt. Ein andermal, bei besserem Wetter, hoffentlich.

 

Kurz nach dem Ortsausgang von Fiesch entdeckt Stefan rechter Hand der Straße eine riesige Hängeseilbrücke. Es ist die "Hängebrücke Fürgangen-Mühlebach". Eine spektakuläre Konstruktion aus dicken Drahtseilen und Holzdielen, die in beträchtlicher Höhe über die Rhône führt. Mehrere vorbeifahrende Motorradfahrer kehren um und folgen uns für einen Lauf über die Brücke, die bei 10 Personen gut ins Wanken gerät. Der starke Regen ist beim Anblick über den reißenden Fluss und die Nadelbäume schnell vergessen und wir haben jede Menge Spaß auf unserer "schwebenden" Flussüberquerung.

 

Nach der lustigen Schaukelpartie auf der Hängebrücke fahren wir weiter bis Ulrichen, das Wetter bleibt regnerisch, weshalb wir beschließen eine ausgedehnte Mittagspause mit warmem Essen abzuhalten. Die überdachte Brücke über dem blauen Gebirgsbach erscheint uns ein idealer Platz dafür zu sein. Wir packen unsere Kocher aus und machen dreimal heiße Suppe. Den Abwasch erledigt der Fluss für uns, in den wir unsere Töpfe an einer langen Schnur abseilen. Nach einer Stunde lässt der Regen endlich nach. Es ist an der Zeit ein paar Passstraßen zu fahren. Noch schnell einige Sachen für den Abend im örtlichen Supermarkt eingekauft und schon brausen wir den 2478 Meter hohen Nufenpass hinauf. Durch acht Meter hohe Schneewände und ein tolles Bergpanorama hindurch, geht unsere Fahrt hinauf bis zur Passhöhe, auf der noch ordentlich Schnee liegt. Ein Traum von einem Pass, der mit tollen Landschaftsbildwechseln glänzt und an dessen Passhöhe sich ein glasklarer blauer und noch teilweise

zugefrorener Bergsee befindet, der die Grenze zwischen dem Kanton Wallis und Tessin markiert. Ganz schön kalt hier! Das Thermometer zeigt frostige 5 Grad.

 

Weiter geht es durch das Bedretto Tal, das wir nach einem kurzen Tankstop in Airolo über die Tremola Passstraße verlassen wollen. Leider ist die alte und einzigartige Straße, die komplett aus Kopfstein-Pflaster gebaut wurde, gesperrt. Zu gerne hätte ich sie auf meiner Liste gehabt, doch uns bleibt nichts anderes übrig, als auf der neuen St-Gotthard-Passstraße über den Berg zu fahren, die allerdings auch nicht ganz reizlos ist. Der 17 Kilometer lange Tunnel der darunter liegt, ist wohl die unspektakulärste Variante, den Berg hinter sich zu lassen.

 

Auf der im dichten Nebel versinkenden Straße des Furkapasses, wo 1964 die wilde Verfolgungsjagd zwischen James Bond und Tilly Mastersons im Film “Goldeneye” gedreht wurde, geht es weiter. Die Sicht beträgt kaum 10 Meter und eine mystische Stimmung macht sich breit. Wir lassen die Fetzen fliegen und erreichen zügig und laut jubelnd die Passhöhe. Hier erwartet uns eine tolle Aussicht über die Kehren der Westrampe. Nachdem wir sie hinabgefahren sind und keinen guten Standort finden, um alle Kehren und den neben der Passhöhe liegenden Rhônegletscher auf ein Foto zu bringen, muss die Drohne wieder ran, die wegen schlechtem Sattelitenempfang jedoch die gewünschte Höhe nicht ganz

erreicht.

 

Die Dunkelheit bricht an, wir müssen schnell einen Lagerplatz für die Nacht finden, ein trockener und überdachter soll es sein. Direkt kommt mir der Lawinentunnel in den Sinn, den ich bei der gestrigen Fahrt über den Grimselpass, an dessen Stausee gesehen hatte. Ranko und Stefan sind von der Idee begeistert und eine halbe Stunde später schlagen wir dort unser Nachtbiwak im Tunnel auf. Da es ziemlich windig im Tunnel ist, bauen wir eine Barrikade aus Brettern und Dielen auf, die wir im Tunnel finden. Sie dienen außerdem als hervorragende Isolation und Unterlage unseres Schlaflagers, auf dem kalten Betonboden des Stollens. Wir genießen die Einsamkeit und Ruhe auf dem Berg, über den während des gesamten Abends nur ein Auto gefahren kommt. Nach intensiven Gesprächen bei schottischem Whiskey, spanischem Rotwein und einigen Zigaretten fallen wir in einen tiefen Schlaf. Die Nacht verläuft nicht ganz so erholsam wie erhofft. Der starke Wind bringt die Bretterwände des Tunnels ständig zum Klappern und ein paar vorbeifahrende Autos rauben uns ab und zu den Schlaf. Am frühen Morgen ist es dann endgültig aus mit der Nachtruhe, als ein Italiener mit seinem Auto in "unseren" Tunnel gefahren kommt und bei laufendem Motor eine ausgedehnte Zigarettenpause von 40 Minuten abhält. Nachdem er weitergefahren ist, quälen wir uns aus unseren mollig warmen Schlafsäcken, das Thermometer zeigt zapfige 2 Grad. In der Nacht müssen die Temperaturen wohl unter den Gefrierpunkt gefallen sein. Draußen gießt es aus Eimern. Nach einem wärmenden Kaffee und einem stärkenden Frühstück wollen wir aufbrechen. Da unser Plan, die Wanderung zur Triftbrücke in der Nähe von Gadmen gepaart mit einem Drohnenbild, bei diesem Wetter nicht funktionieren wird, trennen sich unsere Wege hier. Stefan muss zurück nach Hause, da er leider nicht länger frei bekommen hat. Ranko's und meine Tour geht weiter. Wir haben noch zweieinhalb Tage vor uns. Gute Fahrt nach Hause mein Freund! Brothers in Arms!

 

Um dem schlechten Wetter der Alpen zu entgehen, beschließen wir zur italienischen Grenze zu fahren. Nächster Halt Lago Maggiore! Als wir den Grimselpass in südlicher Richtung verlassen hört es auf zu regnen. Noch schnell ein zweites Mal über den Nufenenpass und auf die Autobahn gen Süden. Das Thermometer klettert auf freundliche 26 Grad.

 

Normalerweise versuche ich auf meinen Reisen Streckendoppler so gut es geht zu vermeiden. Da der Sustenpass aber aktuell leider noch gesperrt ist, blieb uns nichts anderes übrig, als gegen den Plan, den Grimselpass und den Nufenenpass doppelt zu fahren.

 

Gut vorankommend erreichen wir das Umland des Lago Maggiore, ein riesiger See, dessen oberes Fünftel sich in der Schweiz befindet. Bevor es an den See geht, haben wir noch einen kleinen Abstecher vor. Auf einer kleinen Landstraße schrauben wir uns das Val Verzasca hoch. Ein kleines Tal, dass ebenfalls durch den Film "007 - Goldeneye" kleine Berühmtheit erlangt hat. Wir bestaunen die hohe Mauer des Verzasca-Staudamms, von der sich James Bond im Film an einem Seil in die Tiefe stürzt. Den gleichen Kick können sich mittlerweile auch Adrenalin-Junkies aus aller Welt geben, wenn die Bungee-Jump-Attraktion auf der Staumauer am Wochenende ihre Pforten für die Besucher öffnet. Den Adrenalinkick lassen sich die Veranstalter jedoch mit stolzen 250 Schweizer Franken gut bezahlen.

 

Wir fahren weiter in das schöne Dörfchen Lavertezzo, dessen Häuser und Kirche neben der Brücke ein tolles Fotomotiv abgeben. Ein Stück weiter erreichen wir die "Ponte dei Salti", eine tolle alte Brücke aus Stein mit doppeltem Bogen. Der Fluss und die Gumpen, die unter ihr liegen, sind im Sommer ein beliebter Badeort und Treffpunkt für Jung und Alt. Unter Fotografen zählt sie als eines der schönsten Motive der Region, was einige von ihnen gerade in ihre Sammlung einfügen wollen. Nach einer kurzen Fachsimpelei zum Thema Fotografie und Langzeitbelichtung mit einem jungen Fotografen-Pärchen, packe ich nach einigen Aufnahmen die Kamera zur Seite.

 

Das Wasser des klaren Flusses hat gefühlte 5 Grad und verursacht schon beim nur mit den Füßen hineinstehen nach kürzester Zeit Schmerzen. Wir lassen uns die Gelegenheit jedoch trotzdem nicht entgehen und gemeinsam mit meinem Schwager Ranko stürze ich mich ins kalte Nass. Wir haben einen riesen Spaß! Nachdem wir uns wieder in die Montur eingepackt haben wollen wir jetzt endlich zum Lago Maggiore. Wir cruisen das Verzasca-Tal hinab und fahren nach Locarno. Dort angekommen drehen wir eine Runde durch die Stadt und tätigen die letzten Einkäufe für den Abend im örtlichen Discounter. Anschließend suchen wir den gut ausgeschilderten und direkt am See gelegenen Campingplatz “Delta” auf und erfragen die Preise für eine Nacht. Die Kosten für zwei Personen, ein Motorrad und ein Zelt sind haarsträubend. In erster Reihe, mit freier Aussicht auf den See, werden 48 Schweizer Franken fällig, worauf noch circa 7 CHF Kurtaxe aufgeschlagen werden. Alles in allem soll sich die Nacht hier also auf 55 Schweizer Franken belaufen, was etwa 47 Euro entspricht. Der teuerste Campingplatz, den ich jemals in meiner Campinglaufbahn erlebt habe.

 

Um unser Reisebudget ein wenig zu schonen, starten wir noch einen Versuch. Wir fahren in die nahe gelegene Stadt Ascona. Auf der vergeblichen Suche nach einem Campingplatz fahren wir an vielen Villen und noblen Vierteln vorbei und auch die Fußgängerzone macht einen guten Eindruck. Eine prunkvolle Stadt, die auf Nachfrage bei den Einheimischen jedoch leider keinen Campingplatz zu bieten hat. Also zurück nach Locarno, wo wir schließlich in erster Reihe, so nah am See wie möglich, auf Platz Nr. 30 unser Zelt aufschlagen.

 

Wir bereiten das Abendessen zu, das aus scharfer Salami und Schweizer Bergkäse auf Baguette besteht. Ein paar hungrige Enten sind ebenfalls auf unser Essen aufmerksam geworden und schnappen uns mutig die Brote fast aus der Hand. Danach trinken wir gemütlich ein paar Bierchen, beobachten den klaren Sternenhimmel und genießen in kurzer Hose und T-Shirt die Wärme, die uns die Nähe zu Italien verschafft. Todmüde fallen wir etwas nach Mitternacht in einen erholsamen Schlaf.

 

Der nächste Tag weckt uns mit kräftiger Sonne und angenehmer Temperatur. Was könnte es also besseres geben, als ein morgendliches Bad im See. Flott in die Badehose reingeschlüpft und platsch sind wir im Wasser. Das Leben kann so schön sein. Nach einer ausgedehnten Schwimmstunde und dem Packen unserer Sachen brechen wir auf. Wir haben heute viel vor.

 

Von Locarno aus führt unsere Route auf der Autobahn vorbei an Bellinzona bis nach San Bernardino, wo unser kleiner Pässemarathon startet. Wir sausen den 2065 Meter hohen San Bernardino Pass hinauf, der ein sagenhaftes Kurveneldorado, eine tolle Landschaft und einen großen Bergsee am höchsten Punkt zu bieten hat. Eigentlich wollten wir heute Morgen ein bisschen mehr Tempo machen, doch die Landschaft ist einfach zu verführerisch um ohne Fotos zu machen hindurch zu brausen. Nach etlichen Stopps auf der Passtraße fahren wir auf kleinen Landstraßen weiter bis zur Ortschaft Splügen.

 

Durch blühende Wiesen, die von kleinen Bergbächen durchzogen sind, führt die Straße durch einige Baustellen auf den 2113 Meter hohen Splügenpass. Bei der Abfahrt ins Tal auf der anderen Seite breitet sich ein gewaltiges Panorama vor uns aus. Ein riesiger blauer See mit doppelter Staumauer liegt vor uns. Am Seeufer liegen mehrere kleine Siedlungen, hinter denen gewaltige kegelförmige Berge weit in die Höhe ragen. Wir genießen die Aussicht während viele Motorräder und auch einige Radgruppen an uns vorbeifahren. Es scheint ein sehr beliebter Pass zu sein. Nach einer kleinen Stärkung geht es weiter abwärts in Richtung Chiavenna, wo sich das letzte Sahnestück des Splügenpasses befindet. 20 fast direkt übereinander gestapelte Kehren, deren Besonderheit die mit kleinen Tunnels und Dächern überbauten Kehrenscheitel sind. Was für ein sagenhafter Pass!

 

Von Chiavenna aus geht unsere Fahrt in Richtung Osten weiter, wo wir uns kurz darauf die weit geschwungenen Kehren des Malojapasses hinaufhangeln. Die Passtraße kommt vom Verkehrsaufkommen jedoch eher einer Autobahn als einer Alpenstraße gleich und wir müssen aufpassen, beim Fotografieren nicht überfahren zu werden.

      

Ein paar Kilometer nach der Passhöhe folgt eine ungeplante Zwangspause. Die Straße hinab ins Tal ist wegen erhöhter Steinschlaggefahr gesperrt. Sie wird den ganzen Tag über von heruntergefallenen Steinbrocken gesäubert und ist nur in kurzen Zeiträumen dazwischen für den Verkehr freigegeben. Nach einer halben Stunde Wartezeit und dem Gespräch mit einem deutschen Motorradfahrer aus Konstanz, wird die Straßensperre entfernt und wir können die von zwei Spuren auf eine Spur verengte Straße, auf der bergabgewandten Seite, hinab nach Silvaplana ins Engadintal fahren.

 

Weiter geht es in nördliche Richtung fahrend über den 2284 Meter hohen Julierpass, dessen Nordrampe mir besonders gut gefällt. Ein blauer Gebirgsbach windet sich durch grüne Wiesen parallel der Kehren in Richtung Tal, das vom Örtchen Bivio bis nach Tiefencastel verläuft.

 

Von hier aus wählen wir den Weg über Filisur, Naz und den 2312 Meter hohen Albulapass, welcher uns bei letztem Tageslicht zurück ins Engadintal bringt. Die Landschaft auf dem Albulapass erinnert mich ein wenig an die schottischen Highlands und das Glen Coe, wo ich vergangenes Jahr gewesen bin.

 

Da alle bisherigen Supermärkte in der Schweiz recht früh geschlossen hatten, kaufen wir an einer Tankstelle Grillgut und Getränke für den Abend. Die letzten Tage waren etwas fleischlos, heute soll das Abendessen etwas herzhafter sein.

 

Von La Punt aus fahren wir bei völliger Dunkelheit in Richtung des weltbekannten Wintersportorts St. Moritz. Jetzt im Sommer und in den Abendstunden ist das Tal recht wenig besucht. Nach der Ortschaft Samaden biegen wir im Kreisel auf die Straße in Richtung Pontresina ab, wo wir wenige Meter nach dem Kreisel auf der rechten Seite den “Campingplatz Samedan” entdecken, der sich direkt am Fluss Ova da Bernina befindet.

 

Die meißten Bewohner schlafen bereits als wir leise unser Zelt aufschlagen und die Merguez-Würstchen fürs Abendessen auf dem Mini-Gasgrill Marke Eigenbau bruzeln. Bevor wir schlafen gehen blicken wir noch in den klaren Sternenhimmel, an dem sich gut sichtbar die Milchstraße abzeichnet.

 

Ein neuer Tag bricht an. Gut gelaunt stehen wir auf. Heute steht Teil 2 unseres kleinen Pässemarathons auf dem Programmplan. Nachdem wir gestern schon fünf Passstraßen gefahren sind, wollen wir dies heute noch einmal übertreffen. Für heute sind ganze acht Pässe eingeplant. Nach einem schwarzen Kaffee zum wach werden, den wir von unserer Campingnachbarin, einer älteren Dame, serviert bekommen, packen wir unsere Sachen zusammen. Noch kurz eine Hand voll Wasser ins Gesicht, am Fluss der entlang des Campingplatzes verläuft, flink die Zähne geputzt und schon sitzen wir wieder auf dem Motorrad.

 

Beim Verlassen des Campingplatzes treffen wir auf eine angriffslustige Kreuzotter, eine mittelgroße Giftschlange Eurasiens aus der Familie der Vipern. Von allen Vipern besitzt sie das größte und zugleich das nördlichste Verbreitungsgebiet, zudem ist sie die einzige Schlangenart, die auch nördlich des nördlichen Polarkreises angetroffen werden kann. Auf Grund ihres geringen Giftvorrats ist ein Biss jedoch nur für Kinder oder ältere Menschen gefährlich. Um einen gesundenen Erwachsenen mit 75kg Körpermasse in Lebensgefahr zu bringen benötigt es knapp 480mg Gift, was dem durschnittlichen Biss von fünf Kreuzottern entspräche. Einem kleinen Tanz mit ihr können wir jedoch nicht widerstehen. In voller Montur beobachten wir sie und schauen ihr gebannt zu, wie Sie versucht nach uns zu schnappen. ZZZZ zzzz, zack! ZZZZ zzzz, zack! Sie schießt uns immer wieder mit ihrem Kopf entgegen, doch ihre Reichweite ist ein wenig zu kurz. Um die Gefahr für Kinder auf dem Campingplatz zu verringern, halten wir die Schlange mit einem Stock im Zaum und lassen sie von der Leitung des Campingplatzes einfangen und entfernen. Wir begleichen die Campingplatzgebühr von 32 CHF und fahren los.

 

Die Straße führt uns entlang des Flusses Ova da Bernina auf direktem Weg den 2328 Meter hohen Berninapass hinauf, wo man rechter Hand ein spektakuläres Gletscherfeld zu Gesicht bekommt. 

 

Am heutigen Morgen sind wir dank zügigem Aufbrechen gut in der Zeit. Wir lassen die Fetzen fliegen und spulen die Kilometer runter. Nach dem Auftakt über den Berninapass folgen die Passstraßen Forcola di Livigno, Passo d. Eira und Passo di Fascagno. Allesamt tolle Pässe, die beeindruckende Aussichten über wilde Berglandschaften bieten und uns nach Italien, in Richtung der Ortschaft Bormio führen. Buon Giorno Italia!

 

Gegen 11 Uhr ist es dann endlich soweit. Wir brausen die Westrampe des legendären Passo de Stelvio, zu deutsch Stilfser Joch genannt, hinauf. Auf dem Hochweg werden wir von einigen Kurvenfoto-Paparazzis abgelichtet, deren Fotos im Internet gekauft und heruntergeladen werden können. Auf der Passhöhe ist wie immer schwer was los. Zig Motorradfahrer, Rennradfahrer und Touristen aus der ganzen Welt versammeln sich hier, um die einzigartige Aussicht über die 48 Kehren der Ostrampe zu genießen. Ein Meisterwerk italienischer Straßenbaukunst, das mich mit seinen steinernen Leitplanken jedes Mal ein wenig an die chinesische Mauer erinnert. Mit 2758 Metern ist das Stilfser Joch der höchste Pass Italiens, was sich Ernstl in seiner Holzhütte für die höchsten Bratwürste Europas dementsprechend gut bezahlen lässt. Beim Kauf werden 6,50 Euro fällig, für die man eine Bratwurst mit Sauerkraut im Weck erhält und einen Aufkleber, der den Verzehr der Wurst bescheinigt. Je besser das Wetter, desto mehr ist hier oben los.

 

Mit einem weinenden Auge auf den Fortschritt der Technik, musste ich diesesmal leider beobachten, wie sich dank E-Bikes hunderte von Amateur-Radfahrern den Pass hinauf geqäult haben, was eine nicht zu unterschätzende Gefahr für den restlichen Verkehr darstellt. Waren es früher noch zwanzig hartgesottene Rennradfahrer denen man bei der Passauffahrt begegnet ist, so sind es heute hunderte Radfahrer von jung bis steinalt, die auf ihren Elektrorädern ganz plözlich hinter den etlichen Kurven auftauchen und sich und die anderen Verkehrsteilnehmer gefährden und den gesamten Verkehrsfluss auf der Passstraße lahmlegen. Manchmal verfluche ich den Fortschritt unserer Zeit.

 

Aber wir haben keine Zeit uns über solche unbedeutenden Sachen lange aufzuregen. Schnell steigen wir wieder aufs Motorrad, verlassen den Rummelplatz in Richtung Westen und rauschen den 2501 Meter hohen und etwas unterhalb der Passhöhe des Stilfser Jochs liegenden Umbrailpass hinab ins Tal nach Sta. Maria.

 

Weiter geht es durchs blühende und mit schicken Häusern bebaute Müstairtal, das uns über den Ofenpass in den Schweizerischen Nationalpark führt. Das Gebiet des Schweizerischen Nationalparks ist ein unbebautes und unberührtes Fleckchen der Schweiz, das den idealen Lebensraum für viele verschiedene Tierarten bildet. Etliche Bären soll es hier geben, worauf die abgesicherten Mülltonnen am Straßenrand auf den Parkplätzen hindeuten. Wir bekommen leider keinen von ihnen zu Gesicht. Wildes Camping im Nationalpark ist strengstens verboten und wird mit hoher Buße bestraft, wovon ich wegen der Bären aber sowiso dringend abraten würde. Die einzige Straße die hindurchführt, ist ein in Kurven wahrgewordener Traum, der ordentlichen Fahrspaß garantiert und das Herz vieler Motorradfahrer schneller und höher schlagen lässt. Die Vegetation ist überwiegend von Nadelbäumen geprägt und wirkt ein wenig eintönig, was ich mir im Vorraus etwas bunter vorgestellt hatte. Vielleicht sind wir aber auch einfach zur falschen Jahreszeit hier. Allein für die kurvige Straße durch den Nationalpark hat es sich jedoch schon gelohnt.

 

Über Il Fuorn, Zernez und Susch geht es zu unserem letzten Pass der Reise, dem 2383 Meter hohen Flüelapass, den wir noch einmal in vollen Atemzügen genießen, bevor wir bei Landquart wieder von den Landstraßen auf die langweiligen Autobahnen wechseln. Mit flottem Tempo inklusive ungewollter aber zum Glück unbestrafter Geschwindigkeitsüberschreitungen geht es auf schnellstem Wege weiter bis nach Zürich, einer florierenden Stadt, geprägt von finanziellem Wachstum, die wir nach einer kleinen Stadtrundfahrt in Richtung Winterthur verlassen.

 

Unser nächstes und letztes Ziel der Schweiz ist der Rheinfall bei Schaffhausen, der größte und wasserreichste Wasserfall Europas, den wir bei Anbruch der Dunkelheit erreichen. Unzählige Liter Wasser rauschen an der kleinen, in der Mitte stehenden Insel vorbei, auf der die schweizer Flagge gehisst ist und die tagsüber durch Touristenboote angefahren wird. Ein Schauspiel der Natur, dass wir nach ausgedehntem Betrachten und nach etlichen Fotoaufnahmen gegen Mitternacht verlassen.

 

Die kleinen Niagara-Wasserfälle direkt vor der Haustür denke ich mir, bevor wir in der Finsternis der Nacht unsere Heimreise antreten. Auf der deutschen Autobahn geht es mit Vollspeed vorbei an Singen und Villingen-Schwenningen, bevor wir diese bei Horb am Neckar verlassen und uns auf kleinen kurvigen Landstraßen durch den Schwarzwald in Richtung Heimat schlängeln.

 

Gegen 3 Uhr nachts erreichen wir totmüde aber überglücklich meine Heimatstadt Gernsbach.

 

Eine tolle Reise mit fünf spannenden und abwechslungsreichen Tagen liegt hinter uns. Wir haben viel gesehen und viel Freude verspührt. Egal ob bei Regen oder Sonne, bei Kälte oder Hitze, es hat uns Spaß gemacht und nur das ist es, worauf es ankommt.

 

Jedem der nicht zu weit weg fahren möchte und nur wenige freie Tage aufbringen will, kann ich diesen Kurztrip wärmstens empfehlen. Die Schweiz ist auf jeden Fall ganzjährig einen Besuch wert.

 

Mein Schwager Ranko ist begeistert von unserer Reise, er schaut sich jeden Tag die Fotos an und malt schon neue Pläne aus, wohin wir noch überall zusammen fahren könnten, worüber ich sehr erfreut bin. Eine Tour durch Rumänien in ein paar Jahren würde uns beiden sehr gut zusagen, da sind wir uns einig.

 

Ein toller Mitfahrer warst du Schwager! Auf diesem Wege noch einmal herzlichen Dank. Das Zusammenspiel beim Fahren auf der Maschine und auch die gegenseitige Kommunikation hat wunderbar geklappt.

 

Besonders gut gefallen haben mir die Badepausen unserer Reise, die von eiskaltem bis angenehm warmem Wasser gezeichnet waren sowie die noch schneeweiße Passhöhe des Nufenenpasses, den ich zu meinem persönlichen Lieblingspass der Schweiz erklärt habe. Er ist einer der wilden, der mit seinem Eissee, seiner sagenhafter Landschaft, einer tollen Vegetation und diversen Tierarten in den Tälern bei mir punkten konnte.

 

 

Route:

Gernsbach - Rastatt - Basel - Bern - Widerswil - Grindelwald - Sicht auf Eiger Nordwand - Lauterbrunnen - Lauterbrunnental - Interlaken - Brienz - Innertkirchen - Guttannen - Grimselpass 2165m - Oberwald

- Ulrichen - Rhônetal - Fiesch - Betten - Filet - Mörel - Bitsch - Brig - Visp - Torbel - Täsch - Camping Alphubel Täsch 46.064072, 7.774563 - Talstation Täsch - ZUG nach Zermatt - Zermatt - Sicht aufs Matterhorn - ZUG nach Täsch - Visp - Brig - Bitsch - Mörel - Filet - Betten - Fiesch - Fiesch, Talstation Aletschgletscher - Hängeseilbrücke Fürgangen-Mühlebach - Ulrichen - Nufenenpass 2478m - Bedretto Tal - Bedretto - Airolo - Tremola Passstraße (gepflastert) (Südrampe war leider gesperrt!) - St.-Gotthard Pass 2108m - Hospental - Realp - Furkapass 2431m - Gletsch - Grimselpass 2165m - Biwak im Lawinentunnel am Grimselstausee 46.569087, 8.336572 - Grimselpass 2165m - Oberwald - Ulrichen - Nufenenpass 2478m - Bedretto - Airolo - Biasca - (Autobahn Richtung Bellinzona) - Gordola - Verzasca Tal - Verzasca Staudamm (007 Golden Eye Bungee-Jump Staumauer) - Lavertezzo - Ponte dei Salti Brücke - BADESTOP - Gordola - Locarno - Ascona - Locarno - Camping Delta Locarno 46.154907, 8.802950 - Lago Maggiore - Locarno - Bellinzona - San Bernardino - San Bernardino Pass 2065m - Hinterrhein - Splügen - Splügenpass 2113m - Chiavenna - Bondo - Malojapass 1815m - Silvaplana - Julierpass 2284m - Bivio - Savognin - Tiefencastel - Filisur - Naz - Albulapass 2312m - La Punt - Engadintal (in Richtung St. Moritz) - Samaden - Abzweig Richtung Pontresina - Camping Samedan 46.509087, 9.880026 - Berninapass 2328m - Forcola di Livigno 2315m - Livigno - Passo d. Eira 2208m - Passo di Foscagno 2291m - Valdidentro - (Richtung Bormio) - Stilfser Joch (Passo Stelvio) 2758m (Westrampe) - Sicht über Stilfser Joch Ostrampe - Umbrailpass 2501m - Sta. Maria - Val Müstair - Fuldera - Tschierv - Ofenpass 2149m - Schweizerischer Nationalpark - Il Fuorn - Zernez - Susch - Flüelapass 2383m - Davos - Wolfgang - Saas - Landquart - (Niederurnen) - Zürich - Winterthur - Schaffhausen - Rheinfall (Rheinfallquai, 8212 Neuhausen am Rheinfall, Schweiz) - Singen - Villingen-Schwenningen - Horb am Neckar - Freudenstadt - Igelsberg - Seewald - Raumünzach - Forbach - Weisenbach - Gernsbach

 

Reisedauer: 5 Tage

 

Gefahrene Strecke: 1862 Kilometer

 

Anzahl Pässe: 17 (19)

 

Wildcampen:

In der Schweiz gibt es sehr spezielle Regelungen, was das Campieren in freier Natur betrifft. Die Regelungen sind von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Eines ist jedoch überall gleich. Das Campen in Schutzregionen ist grundsätzlich verboten. Während Wildzelten in Deutschland, Österreich, Italien und vielen anderen Ländern verboten ist, gibt es in der Schweiz kein generelles Wildcamping-Verbot. Vielmehr erlaubt das Schweizer Jedermannsrecht allen das Campen für ein oder zwei Nächte auf unkultiviertem Land, welches eindeutig nicht in einem Schutzgebiet liegt. In den meisten Kantonen weisen Straßenschilder ausdrücklich darauf hin, ob in der jeweiligen Zone ein Zelt-Verbot besteht. Um auf Nummer Sicher zu gehen, sollte man sich direkt vor Ort darüber informieren, wie die Rechtslage ist. Wenn man sein Zelt auf Privatgrund aufschlagen will, ist eine vorherige Absprache mit dem Grundbesitzer unerlässlich. Des Weiteren ist das Zelten oberhalb der Baumgrenze, auf alpinen Wiesen oder felsigem Gelände gestattet. Direkt an der Baumgrenze darf man sein Zelt jedoch nicht aufstellen. Bei allen Wildcamping-Plätzen sollte man allerdings darauf achten, keinen Müll zu hinterlassen, keine Tiere zu stören und die Natur nicht zu beschädigen. Vorsicht vor Bären im Schweizer Nationalpark!!!

 

Biwakieren:

Das Übernachten draußen, ohne Zelt, nur mit Schlafsack, Isomatte, Hängematte, Biwaksack, Tarp, etc., in hochalpinem Gelände, oberhalb der Baumgrenze, ist außerhalb der Schutzgebiete, in der Schweiz, für einen kurzen, durch den Anlass gebotenen Zeitraum (eine Nacht), gestattet. Vorsicht vor Bären im Schweizerischen Nationalpark!!!

 

Klima / beste Reisezeit:

In der Schweiz trifft man auf mitteleuropäisches bis alpines Klima. Pässe können lange Wintersperren haben und bis weit in den Sommer geschlossen sein. Ende Mai, Juni und September sind die besten Reisezeiten für die Schweiz. Bei gutem Wetter kann man hier auch noch im Oktober Motorrad fahren. Im Juli und August kann es sehr voll und in den Tälern ziemlich heiß werden, diese zwei Monate sollte man lieber meiden.

 

Bußgelder / Strafen:

Was hohe Bußgelder und empfindliche Strafen anbelangt, so spielt die Schweiz in der Liste der Top 10 ganz vorne mit. Es gibt viele Verbotsschilder und Regeln, deren Missachtung sehr hoch geahndet wird.

 

Hier ein kleiner Auszug der aktuellen Bußgelder:

- abgefahrene Reifen: 100 CHF

- gesperrte Straße befahren: 500-600 CHF

- keine Vignette am Fahrzeug: 200 CHF Strafe und man muss eine Vignette erwerben

- manipulierte/umgeklebte Vignette: 500 CHF

- Wildcampen in Verbotszonen: bis 2000 CHF!!! (Nationalpark, Wasserschutzgebiete, Nichtbeachtung der Campingverbotsschilder)

- Tempoverstöße: 40-1000 CHF (Bei deutlicher Geschwindigkeitsüberschreitung kann der Richter

den Fahrer sogar als "Raser" einstufen, was den Entzug des Führerscheins mit sich bringt. Den aktuellen Bußenkatalog kann man im Internet einsehen.)

 

 

allgemeine Landesinformationen

 

Fläche: 41.285 km2

 

Einwohner: 8.417.700

 

Währung: Schweizer Franken (CHF), 1 Euro = 1,17 CHF

 

Verkehr: Rechtsverkehr

 

Tempolimits:

50 km/h innerorts

80 km/h außerorts

100 km/h Autostraßen

120 km/h auf Autobahnen

 

In der Schweiz werden die Tempolimits sehr stark überwacht (Laserpistole & Radar). Bei einem Verstoß werden drastisch hohe Bußgelder fällig, was sogar zum Verlust des Führerscheins führen kann. Hier sollte man sich unbedingt und jederzeit an die ausgeschriebenen Geschwindigkeitsbegrenzungen halten!!!

 

 

Web-Infos: www.myswitzerland.com


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