FRANKREICH, ROUTE DES GRANDES ALPES


(Hier geht's zu den Fotos der Reise.)

 

05. August 2020 - Gemeinsam mit meinem Kumpel Viktor breche ich mittwochs, früh morgens um 6 Uhr, in der Heimat auf. 

 

Schnellstmöglich wollen wir die Stadt Thonon-Les-Bains am Südufer des Genfer Sees erreichen, die den Startpunkt der sagenhaften "Route des Grandes Alpes" markiert.

 

Aber halt! "Route des Grandes Alpes", was ist das eigentlich?

 

Die "Route des Grandes Alpes" ist eine der legendärsten Motorradstrecken in Europa, die vom Genfersee über die Seealpen bis hinunter zum Mittelmeer führt. Auf knapp 700 Kilometern Strecke durch die französischen Alpen, werden auf ihr rund 20 Pässe und 23.000 Höhenmeter überwunden. Einfach genial! 

 

Unter den Pässen die höchsten der Alpen, mit klangvollen Namen wie "Col de l'Iseran", "Col du Galibier", "Col d' Izoard" oder "Col de la Bonette". Allesamt mit einzigartigem, aufregendem und atemberaubendem Landschaftsbild. Es kann also nur gut werden! :)

 

Eine Route, die jeder Motorradfahrer mindestens einmal im Leben unter die Reifen nehmen sollte! ;)

 

Fährt man von Deutschland aus zum Startpunkt an den Genfer See, so ist der kürzeste Weg über die Autobahn durch die Schweiz und entlang des Ostufers des Sees. Die Vignette für die Schweiz kaufen wir uns kurz vor der Grenze an einer deutschen Tankstelle, wofür wir jeweils 42 Euro entrichten müssen. 

 

Der Preis beim Kauf in der Schweiz ist übrigens exakt 40 Schweizer Franken (CHF), was ziemlich genau 37 Euro entspricht. Tipp: Auf der Homepage des ADAC bekommt man das Teil mit ein paar Tagen Vorlauf (zwecks Versand) zu diesem günstigen Preis. Allerdings kommen auch noch knapp 3 Euro Versand-Gebühren obendrauf. Es lohnt sich also nur, wenn man gleich mehrere Vignetten dort bestellt. So kann man ein paar Euro einsparen.

 

So oder so hat die Vignette einen stolzen Preis, für den man dann aber ganzjährig die Schweizer Autobahn nutzen darf. Im Gebühren-Vergleich zu anderen Vignetten-Ländern wie Österreich oder Slowenien also eigentlich ein echtes Schnäppchen, wenn man mehrmals pro Jahr durch die Schweiz unterwegs ist. 

 

Am frühen Nachmittag ist es dann soweit, wir erreichen Thonon-les-Bains, ein schickes Städtchen am Südufer des Genfer Sees. Tausende Menschen sitzen in den Cafés und genießen ihren Kaffee oder das gutriechende Mittagessen. So voll hatte ich das hier mittwochs nicht erwartet. Vom Wirbel rund um Corona fehlt jede Spur, bis auf die Tatsache, dass alle Kellner brav eine Mund-Nasen-Maske tragen. Als wir in die Karte schauen, vergeht uns jedoch schnell der Appetit. Das Essen und die Getränke werden hier zu Wucherpreisen an den Mann gebracht. Die Franzosen scheint das jedoch nicht zu stören. Für zwei Cappuccino, die von der Größe eher zwei Espresso gleichen, lassen wir stolze 8 Euro liegen. Ein teures Pflaster rund um den See! Wie die Preise dann wohl erst am Nordufer (Schweizer Seite) sind? Ich glaube um das herauszufinden lassen wir uns noch ein paar Jahre Zeit oder verschieben es lieber direkt ins nächste Leben. Wenn ich eines nicht mag, dann ist das Abzocke durch überteuerte Preise! 

 

Wir starten los und fahren gen Süden. Mindestens 100 Kilometer der RDGA ("Route des Grandes Alpes") wollen wir heute noch machen.

 

Die ersten Pass-Überfahrten über den "Col des Gets" (1. Pass) mit 1170m und den "Col de la Colombière" (2. Pass) mit 1613m gestalten sich noch recht unspektakulär. Hätte ich nicht im Voraus alle Pässe in die GPX-Routendatei eingetragen, so hätten wir die Passhöhen vermutlich nicht einmal bemerkt. Zusätzlich herrscht jede Menge Verkehr und die Sonne ballert aus allen Rohren. Das Thermometer zeigt 37 Grad.

 

Nach zäher Fahrt über die ersten zwei der 20 Pässe und durch diverse Städtchen mit ebenfalls hohem Verkehrsaufkommen, erreichen wir den "Col des Aravis" (1486m) (3. Pass). Meiner Meinung nach der erste Pass der Route, der das alpine Landschaftsbild authentisch wiederspiegelt. Ein tiefes Tal überdeckt von Nadelwald breitet sich bei der Passauffahrt vor uns aus. An den Seiten steile Berghänge und das Asphaltband windet sich mittendurch. Genau meine Vorstellung wie ein Alpenpass auszusehen hat!

 

Angekommen auf der Passhöhe besichtigen wir die kleine schicke Kapelle "Chapelle des Aravis", die vor der imposanten Bergkulisse des "Aiguille de Borderan" (Berg mit 2492m) steht. Gekommen aus dem "Département Haute-Savoie", führt unsere Fahrt ab hier weiter durch die Provinz "Savoyen". Für Wanderbegeisterte ist der "Col des Aravis" übrigens ein toller Ausgangspunkt für Tageswanderungen durch die Bergen, was viele Einheimische hier tun.

 

Die ersten 100 Kilometer der RDGA liegen hinter uns und das Tagesziel ist somit erreicht. Da uns noch etwas Zeit bis Sonnenuntergang (21:30 Uhr, Anfang August) bleibt, beschließen wir noch ein paar Kilometer weiter zu fahren.

 

Durch die Ortschaften "La Giettaz", "Flumet" und "Notre-Dame-de-Bellecombe" führt uns die Route bei letztem Tageslicht 30 Kilometer weiter auf den "Col des Saisies", den 4. Pass unserer Reise, der es immerhin schon mal auf 1650m Höhe bringt. Trotz später Abendstunde ist der hinter der Passhöhe gelegene Ort noch ziemlich von Fußgängern überlaufen. Hier scheint ein ordentliches Nachtleben zu existieren. Und allgemein erinnert mich die Ortschaft mit den vielen Häusern eher an einen Winterpartyskiort wie z.B. Ischgl, auch wenn hier aktuell kein Häufchen Schnee vorzufinden ist.

 

Wir haben leider keine Zeit mitzufeiern, ein Lagerplatz für die Nacht muss her und das so schnell wie möglich, bevor es bald dunkel wird. Auf diversen Schotterwegen mit apfelgroßen Steinen versuchen wir unser Glück und kämpfen uns weit in die Berge hinauf. Zur bitteren Enttäuschung finden wir jedoch an jedem Ende der Wege ein bewohntes Haus oder ein verschlossenes Weide-Tor vor. Ernüchterung stellt sich bei uns ein.

 

Anstatt ein geschütztes Versteck zu suchen gehen wir nun in die Offensive und starten einen letzten Versuch. Um meinem Anspruch, "den Blick auf ein schönes Alpenpanorama am Morgen", gerecht zu werden, biegen wir kurz unterhalb der Passhöhe auf einen tief, und ich meine wirklich tief, ausgefurchten Feldweg ein. Mein Instinkt lag dieses Mal zum Glück nicht falsch. Nach gut 200 Metern Fahrt über den Feldweg werden wir fündig.

 

Eine "Ausweichbucht für Traktoren" auf der frisch gemähten Weide wird unser Platz für diese Nacht sein. Umsäumt von den grünen Hügeln der Wiese, die guten Sichtschutz zu den umliegenden Häusern bieten, bauen wir schnell das Zelt auf. 

 

Als die Sonne schon tief hinterm Horizont verschwunden ist, packen wir unsere Gaskocher aus und kochen bei Vollmond ein warmes und wohltuendes Abendmahl, das wie so oft aus Tütennudeln besteht (*lach*). Die 640 gefahrenen Kilometer des Tages lassen uns kurz darauf in einen tiefen und erholsamen Schlaf fallen.

 

Mein Kumpel Viktor ist Frühaufsteher und somit das komplette Gegenteil zu mir. Während ich noch tief in Träumen schlummere bereitet er sich bereits frühmorgens vorm Zelt sein Frühstück zu, das auch heute wie oftmals aus "Porridge" besteht. "Porridge" ist ein aus Hafermehl oder Haferflocken gemachter Brei (Haferbrei), der mit Wasser oder Milch zubereitet wird. Durch Zugabe von frischen Früchten macht ihn mein Kumpel immer noch etwas schmackhafter und gesünder - eine gute Idee wie ich finde. Eine halbe Stunde nachdem er gegessen, sich angezogen und bereits die Zähne geputzt hat treffen wir beide uns vorm Zelt.

 

Als die Sonne gerade beginnt die Berghänge in ein sanftes helles Licht einzutauchen, erspähen wir drei Heißluftballons, die über unser Zelt hinweg gleiten. Ein angenehmes Spektakel an diesem wunderbaren und angenehm temperierten Morgen. Einige Jogger und Spaziergänger mit Hunden kommen auch bereits an unserem Lager vorbei, die alle freundlich und gutgelaunt unser "Bonjour" (Guten Tag) erwidern. Mit einem frischgebrühten schwarzen Kaffee genießen wir den Start in den Tag.

 

Bevor es hier zu überlaufen wird bauen wir unser Zelt ab, das samt dem noch anhaftenden Morgentau zurück in den Packsack wandert. Mit Vorsicht zwecks noch nasser Wiese, tasten wir uns langsam den Weg aus dem Feld hinaus. 

 

Als wir die Südrampe ins Tal hinunterfahren stehen schon die ersten "Kurvenfoto-Paparazzi" bereit. Sie sind Fotografen mit High-End-Spiegelreflexkameras, die sich den ganzen Tag über geschickt am Pass platzieren und von jedem Vorbeifahrenden ein Foto schießen. Die gestochen scharfen Bilder kann man ein paar Tage später auf ihren Internetseiten erwerben. Die dazugehörende Webadresse findet man zumeist auf den neben ihnen stehenden Fähnchen am Straßenrand. Hat man vor, sich so ein Foto zu kaufen, sollte man sich Datum, Uhrzeit sowie den Passnamen notieren, um in der Flut der Bilder auf der Homepage das eigene Foto wieder zu finden.

 

Kurz darauf sausen wir den "Col de Méraillet" (5. Pass) mit seinen 1605m hoch, auf dessen Passhöhe wir das erste Mal die RDGA für kurze Zeit verlassen. 

 

Der Abstecher lohnt sich! Unsere Fahrt führt zum "Lac de Roselend". Ein Stausee mit türkisfarbenem Wasser und beeindruckender Staumauer, die 149m hohe "Barrage de Roselend". Die Staumauer darf übrigens auch mit dem Motorrad befahren werden, was wir uns natürlich nicht nehmen lassen. 

 

Als wir das andere Ufer erreicht haben schrauben wir uns noch ein kleines Sträßchen bis zu einem Restaurant den Berg hinauf, von wo aus wir eine tolle Aussicht über den See und die umliegenden Berge haben. Ein wirklich genialer Ort! Am Seeufer wird geangelt, gezeltet und gegrillt. Ob Radfahrer oder Wanderer, fast alle hier sind tüchtig und aktiv, was ich sehr an den Alpenbesuchern mag.

 

Die meisten der Menschen hier sind einfach auf Zack! Fettleibigkeit und Faulheit scheinen Fremdwörter zu sein und das obwohl die meisten Franzosen ziemliche Genießer sind. Sie tun es eben auf eine andere und gesündere Weise als viele der Deutschen, sei es kulinarisch, sportlich oder auch sexuell. Wenn sie was machen tun sie es eben mit "l'amour" (Liebe) und "la passion" (Leidenschaft).

 

Nach einer Stunde Verweilzeit und tollen Fotos im Kasten brechen wir wieder auf. Das Thermometer hat mittlerweile die 30-Grad-Marke schon wieder geknackt.

 

Weiter geht es auf den 1968m hohen "Cormet de Roselend" (6. Pass). Am Straßenrand entdecken wir bei der Auffahrt einen schönen Wasserfall. (Die GPS-Koordinaten des Wasserfalls sind folgende: 45.691255, 6.677335). Ein wirklich schöner Pass durch einzigartige Natur und ein tolles Ausflugsziel mit dem See für Jung und Alt.

 

Vorbei am "Lac du Chevril", der ebenfalls ein schöner Stausee ist, führt uns die RDGA durch den Ort "Val-d'Isère" weiter auf den nächsten Pass, den "Col de l'Iseran" (7.Pass), der mit stolzen 2764m der höchste asphaltierte Straßenpass der Alpen ist.

 

Laut dröhnend rasen ein paar kleine und schon sehr alte Peugeot-Autos mit gut gelaunten und winkenden Insassen vor uns den Berg hinauf. Die Straße ist sehr kurvig und kehrenreich. Beim "Drift" um die Kurve werden jeweils beide Fahrspuren von ihnen voll ausgenutzt. Das Überholen fällt schwer. Schon beeindruckend was sich aus den alten Kisten noch rausholen lässt! Aber das kenne ich ja bereits von meiner treuen "Bandit", die mittlerweile schon 21 Jahre auf dem Buckel hat. Viktors Kawasaki Z800 schiebt da schon leichtfüßiger den Berg hinauf, was aber wohl auch am leichteren Gepäck liegen mag. Das Zelt, der Wasservorrat sowie das komplette Werkzeug-Set sind bei mir untergebracht.

Als wir die Passhöhe erreichen ist dort die Hölle los. Von Hobby-Auto-Rennfahrern über Motorrad- und Rennradfahrer bis hin zu Mofafahrern und Wanderern ist alles dabei. Und keiner möchte es sich natürlich nehmen lassen ein Bild von sich vor dem Passschild schießen zu lassen, was im Minutentakt geschieht.

Zu langes Parken für ein Foto mit dem eigenen Fahrzeug vor dem Passschild ist ein absolutes "No-Go" und wird von den Wartenden sofort sehr unschön kommentiert. Ein ungeschriebenes aber so gehandhabtes Gesetz in den Alpen, dass ich von meinen bisherigen Motorradreisen bereits kenne.
Auch wir lassen ein Foto von uns schießen. Die umstehenden Besucher sind hierbei meistens sehr hilfsbereit.

Die Landschaft auf der Passhöhe ist karg und rau. Es scheint fast so, als wäre die letzte Eiszeit hier erst vor kurzem vorüber gegangen. Die Luft ist dünner wie gewohnt. Selbst ein wenig Herumwandern in voller Montur und beladen mit dem Kameraequipment wird zum Kraftakt. Wir setzen uns ein Weilchen ins niedrige Gras und lassen die Blicke in die Ferne schweifen. Eine wohltuende Abwechslung zu den sonst eher schweißtreibenden Foto-Aktionen.

 

Schon vor der Fahrt auf den "Col de l'Iseran" war mir aufgefallen, dass die Tankanzeige nicht mehr viel Restweite angezeigt hat. Tankstellen vor und nach dem Pass sucht man jedoch vergebens.

 

Spritsparend fahrend geht es weiter in Richtung Tal, wo Tankstellen weiterhin Mangelware sind. Dafür finden wir aber einen kleinen Supermarkt vor, in dem wir uns mit ein paar Dosen Bier eindecken, um heute Abend ein Feierabend-Bier genießen zu können.

 

Als wir durchs "Val Cenis" weiterfahren passiert es plötzlich! Meine Maschine beginnt zu stottern und der Motor geht aus. Der Tank inklusive Reserve ist bis zum letzten Tropfen ausgeschöpft.

- Einmal ist immer das erste Mal! -

 

Mit leicht betrübter Laune rolle ich bei letztem Vortrieb auf die Wiese am Straßenrand. "Rien ne va plus" - nichts geht mehr! Gestrandet bei den Koordinaten 45.30295, 6.95537, sitze ich nun also am Straßenrand und beobachte etliche Motorradfahrer, die mit vollen Tanks gutgelaunt an mir vorbei cruisen. Mit der "BMW R1200 GS Adventure" meines Kumpels Marcos, mit bohrinselgroßem Tank und 9.567.321 km (real 450km) Reichweite (*lautes Lachen*), wäre dies vermutlich nicht passiert. Doch ich bereue es keinen Falls eine Japanerin zu fahren!

 

Auch die Mofa-Clique, bestehend aus Rentnern, von denen ich kurz zuvor ein Gruppen-Foto auf der Passhöhe des "Col de l'Iseran" geschossen hatte, kommt vorbei. Leider haben sie nur bereits mit 2-Takt-Öl gemischten Sprit in ihren Reservekanistern dabei, mit dem ich bei meinem Motorrad nichts anfangen kann. Trotzdem war es eine nette Geste, dass sie angehalten haben. Man hilft sich halt gegenseitig unter Zweiradfahrern - egal ob das Gefährt groß oder klein. Eine Benzinpumpe wollten sie mir übrigens auch dalassen, was ich höflichst abgelehnt habe, da ich bereits selber eine im Gepäck habe.

 

Mein größtes Glück aber ist es, dass ich meinen Kumpel Viktor dabei habe, der es noch auf dem letzten Tropfen Sprit zur 8 Kilometer weiter gelegenen Tankstelle schafft. In einem Supermarkt findet er einen großen Wasserkanister und kommt eine Stunde später mit 3 Liter Not-Sprit zu mir zurück. Vielen Dank dafür mein Freund!

 

Mit neuem Sprit im Tank geht es über den "Col de la Madeleine" (8. Pass), der mit 1746 Metern dem "Iseran" natürlich nicht annähernd das Wasser reichen kann. Im nächsten Ort "Lanslebourg-Mont-Cenis" fülle ich meinen Tank an der Tankstelle wieder maximal auf. Somit ist endlich wieder eine vernünftige Reichweite vorhanden.

 

Trotz vieler Pausen heute stehen wir von den gefahrenen Tageskilometern her ganz gut da, weshalb wir beschließen, heute etwas früher nach einem Platz für die Nacht zu suchen. Da uns der "La de Roselend" heute besonders gut gefallen hat wollen wir unser Glück am nahegelegenen Stausee "Lac du Mont Cenis" versuchen.

 

Für eine Motorrad-Reise durch die Alpen würde ich eine Tagesfahrleistung von 200km mit Pausen und Fotos schießen empfehlen. Ohne viele Fotos sind für geübte Fahrer auch 300km pro Tag problemlos möglich. Alles darüber hinaus artet in Stress und echt harte Arbeit aus, was ich keinem und besonders nicht Fahranfängern empfehlen würde.

 

Über den bis auf 2083m führenden Pass "Col du Mont Cenis" (9. Pass) gelangen wir zum "Lac du Mont Cenis". Kurz hinter der Passhöhe breitet sich eine gigantische Seekulisse neben der Straße aus und mein Bauchgefühl sagt mir sofort "Hier wollen wir heute Nacht bleiben!".

 

Auf einer kleinen, anfangs asphaltierten und dann in einen Schotterweg übergehenden Straße umrunden wir den See zur Hälfte und finden einen genialen Lagerplatz (bei den GPS-Koordinaten: 45.23161, 6.91535) mit toller Aussicht. In ausreichender Sicht-Entfernung zelten einige weitere französische Familien rings um den See. "Wenn Lagerplatzsuche nur immer so einfach wäre!"

 

Trotz Wildcamp-Verbot in ganz Frankreich, das in geschützten Gebieten mit Strafen von 16 bis 512€ (Stand: 02.07.2020) geahndet werden kann, scheint wildes Zelten hier am See geduldet zu werden. Ohne weitere Bedenken schlagen wir unser Zelt vor der herrlichen Kulisse aus. Zeit für das Bier!

 

Während wir uns gerade ein warmes Essen zubereiten, sinkt die Sonne langsam unter den Horizont und taucht die Berge rings um den See in ein leuchtendes orange-rotes Licht. Ein absolut magischer Moment!

 

Nach dem Essen genießen wir die Ruhe am See und trinken genüsslich ein paar lauwarme Bier. Das mit dem Kaltstellen der gekauften Getränke während der Tour ist meistens so eine Sache. Oft steht das Bier im Supermarkt einfach nur verpackt im Regal, bereits kühlgestellte Getränke findet man hingegen eher selten. Aber wir haben uns mittlerweile daran gewöhnt. 

 

Unseren Lagerplatz halten wir schon am Abend sauber und packen den anfallenden Müll direkt in Müllbeutel ab, was uns schon des Öfteren vor Strafen am nächsten Morgen verschont hat.

 

Nach einem tollen langen Abend am See fallen wir in einen erholsamen Schlaf.

 

Der nächste Tag bricht an und die Sonne lacht bereits als ich aus dem Zelt krieche. Mein Kumpel Viktor war wieder vor mir wach und hat uns bereits zwei Tassen Kaffee gekocht. Was für ein toller Start in den Tag und dazu noch die geniale Aussicht über den See und auf das Bergpanorama! Ohne zu lügen würde ich sagen, dass dies wohl der schönste Wild-Lagerplatz ist, den ich bisher hatte. Natürlich hatte aber jeder bisher gefundene Platz seinen ganz eigenen Reiz. Das macht es eben aus beim täglichen Umsiedeln und Reisen. 

 

Gestärkt starten wir in den dritten Tag unserer Tour. Nach rund 70 Kilometern erreichen wir den ersten Pass des Tages, den "Col du Télégraphe" (10.Pass) mit 1566m, der seinen Namen dem Fort auf einem Felsvorsprung in der Nähe der Passhöhe zu verdanken hat. Sehr bekannt durch die häufigen Überquerungen der "Tour de France", empfinde ich persönlich den Pass jedoch eher langweilig und reizlos. 

 

Der nächste Pass, der "Le Col" (11. Pass) mit seinen 1530m gibt sich hier mit dem "Télégraphe" die Hand und staubt in meinem "Ranking" bestenfalls die Note 4 ab. Danach wird es dafür umso spannender. 

 

Gut gelaunt und mit Sicht über tolle, sich ständig wechselnde Landschaftsbilder, brausen wir die Nordrampe des "Col du Galibier" (12. Pass) hinauf. Ein Gigant von einem Pass, den ich aus meiner Frankreich-Motorradreise im Jahr 2014 noch gut vor Augen habe. Damals habe ich den Pass spät abends zwischen 22 und 23 Uhr überquert und hatte diesen ganz für mich allein. Aber auch heute, trotz stärkerem Verkehrsaufkommen, kommen wir voll auf unsere Kosten. Mit circa 30 weiteren Motorradfahrern fahren wir zur 2642m hohen Passhöhe hinauf. Auf dem Weg dorthin sichten wir etliche Schafe, die am Wegesrand in der Wiese grasen und auch die Kurvenfoto-Paparazzi sind wieder mächtig aktiv.

 

Als wir oben angekommen sind, lassen wir standesgemäß ein Foto von uns vor dem Passschild schießen, das ein Downhill-Fahrradfahrer freundlich für uns übernimmt. Danach wollen wir noch den Passgipfel besichtigen, auf den ein kleiner Schotterpfad hinaufführt. Nach 5 schweißtreibenden Minuten stehen wir am höchsten Punkt und das Alpenpanorama rings um uns herum, was uns nun zu Füßen liegt, ist einfach unbeschreiblich schön. Einer der Gründe, warum mich die Alpen so faszinieren und ich sie einfach liebe!

 

Nach einstündigem Aufenthalt auf der Passhöhe verlassen wir diese weiter in Richtung Süden, wo unsere Route uns langsam aber sicher immer näher in Richtung Mittelmeer führt. Auf dem Weg hinab ins Tal passieren wir noch die Passhöhe des "Col du Lautaret ((13. Pass)), die sich auf 2058m befindet. Da wir von oben gekommen sind, fahren wir nur seine Südrampe hinab. Wir sind ihn somit also nur zur Hälfte gefahren. In meiner "Zählung der Pässe" nehme ich ihn jedoch mit auf, da selbst die Südrampe ein echtes "Sahnestück" ist. Das mit dem Zählen macht jeder am besten so, wie er das mag.

 

Weiter geht es durch Briançon, eine der größten Städte hier in den Alpen, die uns schon bei der Durchfahrt an den Rande der Verzweiflung führt! Riesige Autokolonnen bahnen sich ihren Weg durch die Stadt und kommen alle 50 Meter an einer roten Ampel zum Erliegen. Das Thermometer zeigt derweil 39 Grad. Eine Affenhitze unter dem Helm! "Nichts wir raus hier", denken wir beide uns gleichzeitig und kucken uns seufzend, fluchend, verzweifelt und aus allen Poren schwitzend an.

 

Aus der Stadt endlich raus nehmen wir wieder Fahrt auf. Es geht endlich in Richtung meines unangefochtenen Pass-Favoriten der RDGA. "Na, eine Idee?"

 

"Genau richtig!" Die Rede ist vom 2360m hohen "Col d'Izoard" (14. Pass), der sich mit seinem majestätischen Landschaftsbild und den riesigen Geröllfeldern bei mir eingebrannt hat. Schon der Name klingt legendär! Die Landschaft, die man hier besonders auf und kurz unter der Passhöhe vorfindet, ist einfach überwältigend! Sei es die Straße, die Kurven, die Tierwelt oder die Vegetation - ich liebe einfach alles an diesem Pass! Mein unangefochtener König der Alpenpässe!

 

Auf der Passhöhe findet man übrigens in mitten der riesigen Geröllfelder eine riesige Siegessäule vor, die mit Schrifttafel auf Französisch von der "Route des Alpes" berichtet. Ein geniales Fotomotiv mit geilem Hintergrund. Zumal ist der Pass meistens deutlich weniger überlaufen wie "Galibier & Co", was mir sehr gut gefällt, da ich die Einsamkeit ziemlich mag.

 

Als wir weiter bergab fahren huscht ein wilder Rehbock mit kleinem Geweih vor uns über die Straße und rast den gegenüberliegenden Hang hinauf. Was für ein geniales Spektakel in dieser urzeitlichen Natur.

 

Nur wenige Meter später erreichen wir meine Lieblingsstelle am Pass, die man bei den GPS-Koordinaten 44.81118, 6.73771 vorfindet. Die Straße führt hier mitten durchs Geröllfeld durch und muss vermutlich des Öfteren hier von Steinen freigeräumt werden. Drumherum stehen wild zerklüftete "Hörnchen"-Felsformationen auf denen teilweise sogar Nadelbäume wachsen, was der Atmosphäre den letzten Schliff verleiht. Einfach genial hier! Ich liebe diesen Pass! :)

 

Nach so viel Euphorie ist es an der Zeit mal wieder eine Pause einzulegen, um ein wenig runterzukommen. Den passenden Platz dafür finden wir einige Kilometer weiter bergab, wo in einer der Kehren mehrere Bänke geschützt unter Bäumen stehen. Ein toller Platz um der 38 Grad heißen Sonne zu entfliehen. Des Weiteren nutzen wir die Pause für eine kleine Erfrischung, die aus "Haare waschen mit der 1,5L-Wasserflasche" besteht. Es ist mittlerweile 18:30 Uhr.

 

Die meisten der kleinen Supermärkte hier in den Alpen schließen bereits um 19Uhr. Schnell wollen wir noch einen von ihnen finden und besuchen, um etwas Verpflegung für den Abend einzukaufen. Wir geben Gas!

 

Im kleinen Ort "Arvieux" werden wir fündig. Ein kleiner Supermarkt am Straßenrand hat alles zu bieten was wir benötigen. Wir kaufen Milch für das "Porridge" und den Kaffee, einen 6er-Karton Eier und ein Sixpack Bier für den Abend ein. Wie in allen bisherigen Supermärkten und Tankstellen, muss auch hier aktuell eine "Maske" bezüglich der weltweiten "COVID-19-Pandemie" beim Einkauf getragen werden, was uns nicht besonders stört.

 

Weiter geht es auf den 40 Kilometer entfernten "Col de Vars" (15. Pass), dessen Auffahrt zur Passhöhe (auf 2108m) durch eine kleine aber feine Seenlandschaft führt. Direkt auf der Passhöhe dagegen stehen die Joghurtbecher (Wohnmobile) dicht an dicht geparkt, was kein besonders schöner Anblick ist. Die meistens der Camper (bestimmt 80 Leute) teilen sich übrigens das Klo untereinander, das in Form eines "hölzernen Dixie-Klos" neben dem Parkplatz zu finden ist. Ein widerlicher Gedanke!

 

Da die Nordrampe lagerplatztechnisch nicht sehr vielversprechend aussieht, beschließen wir den Pass wieder ein wenig hinab zu fahren, in die Richtung aus der wir bereits gekommen waren. Am kleineren der bezaubernden Seen wollen wir unser heutiges Nachtlager errichten, was wir kurze Zeit später auch tun. (Der schöne Wiesenplatz direkt am kleinen See befindet sich - bei den GPS-Koordinaten 44.54321, 6.702487 - nur unweit der Passhöhe des "Col de Vars" entfernt.)

 

Bis tief in die Nacht sitzen wir vor dem Zelt und experimentieren mit Langzeitbelichtung an allen Kameras, um ein Foto der gigantischen Aussicht auf die Milchstraße einzufangen, die sich über uns erstreckt. Wiedermal ein genialer und spontan gefundener Lagerplatz. Auf dieser Reise haben wir wahrlich Glück.

 

Am nächsten Morgen werden wir durch die ersten vorbeifahrenden Motorrädern geweckt. Unser Ziel für heute ist es, bis nach Menton am Mittelmeer zu gelangen, wo das Ende der RDGA liegt.

 

Nach dem allmorgendlichen Zähneputzen, einem flotten Kaffe und dem Zusammenpacken brechen wir auf. Über den, schon gestern bei Dämmerung gesehenen, "Col de Vars" geht es weiter bergab in Richtung "Jausiers".

 

Direkt im Anschluss folgt mein zweitliebster Pass der Route, der "Col de la Bonette" (16. Pass), der mit stattlichen 2715m angegeben ist. 

 

Zu den Höhenmetern und der Bezeichnung der Passstraße selbst, gibt es oft Streitigkeiten, da es mehrere Möglichkeiten gibt, wie man über den Berg fahren kann. Zum einen gibt es auf 2715m die kürzeste Verbindung über den Berg, was die eigentliche Passstraße "Col de la Bonette" ist. Viel schöner ist es jedoch, wenn man die Ringstraße "La Bonette" fährt, die bis auf 2802m hinaufführt. Ein toller Stein mit Inschrift markiert hier im Scheitelpunkt der Ringstraße den höchsten Punkt. Hat man diesen erreicht, sollte man unbedingt sein Moped parken und eine 58-Höhenmeter-Wanderung zum Gipfel der "Cime de la Bonette" unternehmen, der sich auf 2860m befindet. Der höchste Punkt unserer Tour! Vom Gipfel aus bietet sich eine tolle Aussicht über die steinige "Mondlandschaft", die besonders bei regnerischem Wetter in tiefem Schwarz erstrahlt. Eine wirklich beeindruckende Landschaft, die ich in dieser Form zuvor noch nirgendwo so erlebt habe.

 

Die an der Passhöhe beginnende etwa zwei Kilometer lange Ringstraße um die "Cime de la Bonette" führt auf 2802 m und ist damit die zweithöchste asphaltierte Straße der Alpen. Noch höher ist nur die auf 2829 m ü. A. führende "Ötztaler Gletscherstraße" in Österreich (wenngleich diese anders als die hier behandelte Straße eine Sackgasse ist).

 

Geschichtsinteressierte können außerdem die "Ouvrage Col de Restefond" besichtigen, die sich kurz vor der Passhöhe des "Col de la Bonette" befindet. Eine Bunkeranlage, deren Bau im Jahre 1934 beendet wurde und als "Alpenerweiterung" der berühmten französischen "Maginot Linie" gilt. Die "Ouvrage" besteht aus einem Artillerieblock und drei Beobachtungsblöcken. Der Eingangsblock und ein Artillerieblock wurden nicht fertiggestellt, und ein weiterer Block wurde nie gebaut. Mit Waffen bestückt wurde die Anlage übrigens erst im Jahr 1938, die bei einem Gefecht 1940 gegen die Italiener zum Einsatz kamen. (Die Bunkeranlage findet man bei den GPS-Koordinaten: 44.32997, 6.80919.)

 

Den nächsten Pass erreichen wir nur 3 Kilometer weiter nach 5-minütiger Fahrt. Es ist der "Col de Raspaillon" (17. Pass), der mit seinen 2513 Metern auch unter dem Namen "Col des Granges Communes" zu finden ist. Die Landschaft hier ist schon deutlich grüner als auf dem "Col de la Bonette", dennoch gibt es auch hier keine üppige Vegetation. Das schroffe Bergpanorama ringsherum ist aber klasse.

 

Nach weiteren 4 Kilometern Bergabfahrt rollen wir durchs "Camp des fourches". Eine kleine verlassene Geisterstadt des Militärs, bestehend aus einer Hand voll Häuser. Bereits ab 1890 als "Biwakplatz" vom Militär genutzt, wurde zwischen 1896 und 1910 das "Camp" hier erbaut. Insgesamt wurden 26 Häuser errichtet, die so ausgestattet waren, das sich das "Camp" autark versorgen konnte. Es ist spannend und interessant zugleich, zwischen den zerfallenen Ruinen der Häuser umher zu laufen, die man bei den GPS-Koordinaten 44.333748, 6.865335 findet.

 

Als wir gerade zurück auf die Maschinen steigen, rasen zwei in grellen Farben lackierte Lamborghini Aventador an uns vorbei. "Mal schauen was unsere Motorräder im Vergleich so drauf haben!", denken wir beide uns, sitzen auf und brausen mit geöffnetem Gashahn hinterher. Mit dem Hinterrad um fast alle Kurven und Kehren "driftend" hängen wir ihnen recht flott an den Fersen. Auf den Geraden stark im Beschleunigen, werden anderen Autos mit weniger Dampf unter der Haube, gnadenlos von den Lamborghinis überholt. In den 180-Grad-Kehren müssen sie dafür jedoch ordentlich auf die Bremse stehen - die Stellen, an denen wir sie ordentlich einholen können. Als eine ganze Blechkolonne die wilde Fahrt der zwei Sportwagen ausbremst, wittern wir unsere Chance und ziehen mit maximaler Geschwindigkeit an den zwei Lambos vorbei. 

 

Mit ausreichend Vorsprung im Gepäck positionieren wir uns am Straßenrand und knipsen noch ein Foto zur Erinnerung, von den zwei vorbeidonnernden Lambos, die Teilnehmer des Straßenrennens "The Cannon Run" sind. Vermutlich ein Abklatsch des berüchtigten "Gumball 3000"-Rennens des Megaupload-Erfinders Kim Schmitz, in dem vor ein paar Jahren viele Reiche in hochgezüchteten "Supercars", ohne Rücksicht auf Strafzettel, durch ganz Europa gerast sind. Oft wurden dabei sogar Rennen gegen die Polizei gefahren. Nummernschilder haben die "Rennautos" übrigens nur hinten, auf denen jedoch nur vulgäre Ausdrücke ohne Nummern zu lesen sind. 

 

Vom sportlichen Kräftemessen sind unsere Motoren und Bremsen glühend heiß, weshalb wir unsere Fahrt ab hier wieder in gemächlicherem Reisetempo fortsetzen. 

 

Im "Tinée"-Tal ("Vallée de la Tinée") angekommen, sind die Temperaturen zum Dahinschmelzen. Der Schweiß läuft uns unter den Kombis literweise den Rücken hinunter. Zeit für eine Pause. 

 

Am Fluss "Tinée" entlangfahrend finden wir einen geeigneten Platz dafür. Die Mopeds im Schatten geparkt, springen wir runter vom Bock und reißen uns die Montur vom Leib. Schon angenehmer ohne die ganzen Schutzklamotten bei dieser Hitze. Damit auch die Mägen wieder zufrieden gestellt sind, kochen wir uns am Straßenrand eine große Portion Rührei, von den gestern Abend erworbenen Eiern.

 

Frisch gestärkt hüpfen wir direkt im Anschluss in die angenehm temperierte "Tinée", was bei 37 Grad eine echte Wohltat für Körper und Geist ist. Beim Rumplantschen im Fluss entdecken wir außerdem eine mit Stromschnellen gespickte Stelle, in der wir uns, wie in einem Whirlpool, den Rücken massieren lassen. Einfach genial! Nach einer erholsamen und spaßvollen 90-minütigen-Mittagspause fahren wir weiter. (Die GPS-Koordinaten unserer Badestelle im Whirlpool-Fluss "Tinée" sind folgende: 44.128012, 7.097205)

 

Kilometerweit führt uns der weitere Routenverlauf durchs Tinée-Tal hindurch und lässt immer wieder einen guten Ausblick auf den Fluss zu. 

 

Der nächste Pass ist der "Col de Saint-Martin" (18. Pass), der mit 1500 Metern Höhe eher einer der kleinen Pässe ist, im Vergleich zu den bisher gefahrenen. Angenehm windet sich die Straße durch eine sattgrüne und von Wäldern überzogene Felsenlandschaft. Ein sehr entspannter Pass mit wenig Verkehr, der das "Tinéé-Tal" mit "Saint-Martin-Vésubie" verbindet. Seine Scheitelhöhe befindet sich in der kleinen Ortschaft "La Colmiane".

 

Vollkommen entschleunigt rollen wir durchs "Tal der Vésubie", das zu den schönsten Tälern im Hinterland von Nizza zählt.

 

Eine dreiviertel Stunde später brausen wir den "Col de Turini" (19. Pass) hinauf. Von der Nordwestrampe ganz und gar nicht angetan, kommen wir auf der 1604 Meter hohen Passhöhe an, die mit ihren Häusern auch nicht die schönste ist. Auf dem Weg bergab liegt auf den ersten Kilometern eine Menge Rollsplit auf dem Asphalt. Beim Bremsvorgang kommen wir ordentlich ins Straucheln. Eine gefährliche Angelegenheit! Den Pass schon fast als nicht lohnenswert abgeschrieben, kommen wir an der Südostrampe an, deren Serpentinen mir auf Anhieb sehr gut gefallen. Mit ihren hohen Stützmauern geben sie außerdem ein ordentliches Fotomotiv ab. Wie unterschiedlich zwei Pass-Seiten doch sein können. Bei diesem Pass ist auf jeden Fall die Südseite das Sahnestück.

 

Menton, der Endpunkt der RDGA, liegt mittlerweile zum Greifen nahe. Voller Freude spulen wir die letzten 30 Kilometer durchs Hinterland von Nizza ab. Die Überquerung der nur 706 Meter hohen Passstraße "Col de Castillon" (20. Pass) ist dabei nicht wirklich mehr nennenswert.

 

Die 20 Pässe sind geknackt! Es war eine unvergessliche Reise durch die Alpen, voller Hochs und Tiefs, auf der wir dieses Mal nur bestes Wetter und jeden Tag Sonnenschein hatten. 

 

Voller Stolz und mit einem breiten Grinsen im Gesicht rollen wir die Strandpromenade von Menton entlang. Die etlichen Restaurants am Strand entlang sind alle sehr gut besucht.

 

Das letzte Foto der RDGA schießen wir im Hafen. Die bunten Häuser mit den Booten im Vordergrund bei Sonnenuntergang sehen einfach klasse aus.

 

Den krönenden Abschluss der Route feiern wir noch, indem wir bei Sonnenuntergang ins Mittelmeer reinhüpfen. 700 geniale Kilometer vom Süßwassersee im Norden bis zum salzigen Mittelmeer im Süden liegen hinter uns. Mittlerweile merken wir dies auch am Sitzfleisch und in den Knochen. 

 

Bei einer leckeren Pizza mit Sicht aufs Meer lassen wir den Abend in Ruhe ausklingen. Vollkommen tiefenentspannt lauschen wir dabei den Klängen des Meeres. Es fällt schwer uns um 23 Uhr nochmal aufzurappeln. Doch wir müssen, denn wir haben noch keinen Schlafplatz für die Nacht.

 

Wie schon so oft lassen wir unsere Blicke über das Satellitenbild von "google maps" schweifen. Hier an der "Côte d'Azur" ist alles ziemlich dicht bebaut. Nach 10-minütiger Suche fällt uns ein etwas höher gelegenes Plateau ins Auge, das sich direkt über der Küste Monacos befindet. Die Häuser scheinen hier in geeignetem Abstand zum Platz zu sein. Hier wollen wir es versuchen. Auf dem Weg dorthin schießen wir ein Foto der "Skyline von Monte Carlo" bei Nacht.

 

Vor uns tut sich ein wunderschöner Picknick-Platz unter Pinienbäumen auf, als wir das auf "google" markierte Ziel bei den GPS-Koordinaten 43.77530, 7.44681 erreichen. Der Lagerplatz für die Nacht ist gefunden. Wir hatten mal wieder einen guten Instinkt.

 

Die Temperatur ist angenehm (30 Grad) und der Himmel ist klar, weshalb wir beschließen, die letzte Nacht unserer Reise unter freiem Sternenhimmel zu verbringen. Als Unterlage legen wir eine Gewebeplane aus und schmeißen dann unsere Isomatten und Schlafsäcke darauf. Die erhabene Aussicht aufs offene Mittelmeer, das vom Vollmond bescheint wird, ist sagenhaft. 

 

Dank des mediterranen Klimas an der Küste bleibt es auch nachts über hier ziemlich warm. So warm (24 Grad), dass ich nach kürzester Zeit meinen Winterschlafsack verlassen muss, den ich für die Höhenlagen der Alpen eingepackt habe. Für die umherschwirrenden Mücken werde ich sofort zum gefundenen Fressen. Wie gut, dass ich mein Moskito-Kopf-Netz aus Schottland dabei habe, mit denen ich wenigstens mein Gesicht vor ihnen schützen kann. Um meinen Körper ebenfalls in Sicherheit zu bringen, bedecke ich ihn ein wenig mit dem Schlafsack, was sofort wieder zu einem Schweißausbruch führt. Ja, ja, als Motorradabenteurer hat man's nicht leicht. ;-)

 

Außer ein paar bellenden Hunden, was einen ziemlich nerven kann, bleibt die Nacht über ruhig.

 

Den fünften und letzten Tag unserer Reise starten wir bei einer Tasse frischgekochtem Kaffee mit Sicht übers blaue Mittelmeer. Einfach genial!

 

Mittlerweile kommen auch die ersten Spaziergänger und Radfahrer an unserem Platz vorbei. Unser wildes Biwak auf dem Picknick-Platz scheint jedoch keinen zu stören. 

 

Da mein Kumpel Viktor noch nie in Monaco war, wollen wir heute am Morgen noch eine kleine Schleife durch Monte Carlo fahren, bevor wir die Heimreise antreten werden.

 

Nach einer ausgedehnten Aufwachphase und dem Zusammenpacken der Sachen brechen wir auf.

 

Schon 20 Minuten später rollen wir, nach einem problemlosen Passieren der Grenze, durch "Monte-Carlo". Der Verkehr hält sich im Vergleich zu meinem letzten Besuch sehr stark in Grenzen, was vermutlich der weltweiten Corona-Situation zuzuschreiben ist. Auf fast leeren Straßen fahren wir den Formel-1-Kurs ab. Zu schnell sollte man sich in der Innenstadt jedoch auch bei leeren Straße nicht fortbewegen, da die monegassischen Gesetzeshüter, in ihren weißen Uniformen, an jeder Ecke für Ordnung und die Einhaltung der Regeln sorgen. Als wir beim Wenden auf der Straße eine durchgezogene weiße Linie überqueren werden wir sofort ermahnt. 

 

Was ich gut finde in Monaco? Dass es kostenlose Parkplätze für Zweiräder an fast jeder Ecke in der Innenstadt gibt, was in Städten am Mittelmeer allgemein ziemlich verbreitet ist. 

 

Und ansonsten? Eher nichts! Die Protzerei mit dem Geld, den teuren Karossen und das prominente Gehabe hier finde ich einfach völlig überzogen. Das Stadtbild mit seinen riesigen Hochhausburgen gefällt mir ebenfalls nicht. Einzig allein die Festung des Fürsten, die oben über dem Hafen tront, ist ganz nett anzuschauen.

 

Um unsere Stadtrunde durch Monte-Carlo vollkommen zu machen, schauen wir noch kurz vorm Casino vorbei. Ein prunkvolles Gebäude, vor dem alle Touristen am "Selfies" knipsen sind. Auch wir schießen eines vorm großen Spiegel für unsere Sammlung.

 

Um Punkt 11 Uhr treten wir die Heimreise an. Exakt 820 Kilometer sind es bis nach Hause, die wir heute runterreisen wollen. 

 

Entlang der Küste führt uns das Navi zuerst auf Landstraßen bis nach "Sanremo" in Italien, danach geht es auf die Autobahn. 

 

Durch Italien, die Schweiz und Deutschland fahrend, kommen wir der Heimat immer näher. Bis auf einen 2-stündigen Stau vorm Gotthardtunnel in der Schweiz bei 39 Grad, gibt es nichts Nennenswertes zu berichten. 

 

Durch die Schweiz kommen wir ohne geblitzt zu werden durch, was immer erfreulich ist.

 

Um 1.30 Uhr nachts kommen wir völlig geschlaucht zuhause an. Es war ein verdammt langer und anstrengender Tag!

 

Wieder einmal geht eine tolle Reise zu Ende, an die ich sehr gerne noch eine Woche angehängt hätte. Ich liebe es einfach, mich auf meinem Motorrad in Abenteuer zu stürzen! Aber jetzt freue ich mich erstmal auf eine kalte Dusche und mein bequemes Bett. Ride to be free!

Route:

Gernsbach - Rastatt - A5 - Basel - A2 - Bern - A12 (vorbei an Freiburg, Schweiz) - E27 - Montreux - D1005 - Évian-les-Bains (am Genfer See) - Thonon-les-Bains (am Genfer See) - D902 - Col des Gets 1170m - Col de la Colombière 1613m - Col des Aravis 1486m - Col des Saisies 1650m - WILDZELTEN bei GPS-Koordinaten: 45.744751, 6.552876 auf großer Weide der Südrampe des Col des Saisies - Col de Méraillet 1605m - Lac de Roselend mit 149m hoher Staumauer "Barrage de Roselend" - schicker Wasserfall bei GPS-Koordinaten: 45.691255, 6.677335 - Cormet de Roselend 1968m - Lac du Chevril - Val-d'Isère - Col de l'Iseran 2764m (höchster asphaltierter Straßenpass der Alpen) - SPRIT LEER bei GPS-Koordinaten: 45.30295, 6.95537 im Val Cenis (8km vor der nächsten Tankstelle...Mist!) - Col de la Madeleine 1746m - TANKEN in Lanslebourg-Mont-Cenis - Col du Mont Cenis 2083m - Lac du Mont Cenis - WILDZELTEN bei GPS-Koordinaten: 45.23161, 6.91535 am Südufer des Lac du Mont Cenis - Col du Télégraphe 1566m - Le Col 1530m - Col du Galibier 2642m (mein Favorit #3) - kleine WANDERUNG zur etwas höher gelegenen Orientierungstafel des Col du Galibier - ((Col du Lautaret 2058m)) - Col d'Izoard 2360m (mein Favorit #1) - Top Fotospot am Col d'Izoard bei GPS-Koordinaten: 44.81118, 6.73771 - Arvieux - WILDZELTEN bei GPS-Koordinaten: 44.543251, 6.702487 an einem kleinen schönen See, kurz vor der Passhöhe des Col de Vars - Col de Vars 2108m - Jausiers - "Ouvrage Col de Restefond" (Bunkeranlage der "Maginot Linie" in den Alpen auf dem Col de la Bonette, bei GPS-Koordinaten: 44.32997, 6.80919) - Col de la Bonette 2715m (mein Favorit #2) - "La Bonette"-Ringstrasse 2802m (!!!) - kleine WANDERUNG (58Hm) auf den Gipfel der "Cime de la Bonette" 2860m (Berggipfel mit Orientierungstafel) (höchster Punkt der Tour) - Col de Raspaillon / Col des Granges Communes 2513m - "Camp des fourches" (verlassene Militär-Siedlung bei den GPS-Koordinaten 44.333748, 6.865335) - Vallée de la Tinée - BADEPAUSE bei GPS-Koordinaten: 44.128012, 7.097205 im Whirlpool-Fluss Tinée - Col de Saint-Martin 1500m - Saint-Martin-Vésubie - Col de Turini 1604m (mit tollen Kehren an der Südrampe) - Col de Castillon 706m - Menton - BIWAK bei GPS-Koordinaten: 43.77530, 7.44681 Picknickplatz unter Pinien-Bäumen, "über den Dächern von Monaco", mit Aussicht aufs Mittelmeer - Monte Carlo, Monaco - Menton, Frankreich - Sanremo, Italien - Genua - A7 - Mailand - Como - Chiasso - Lugano - Bellinzona - A2 - Luzern - A2 - Basel - Rastatt - Gernsbach

 

Auf die Reise vorbereitet habe ich mich mit der tollen RDGA-Karte von IGN in Papierform im Maßstab 1:220.000. Sie bietet tolle Details und viele gute Infos. Die Papier-Karte gibt es hier!

 

Während der Reise habe ich mit der von mir zuvor erstellten GPX-Datei für Smartphones und Navis navigiert, was einem auf der Reise viel Sucherei und Zeit einspart.

 

Die genaue Route der Tour, mit allen POIs (Points of Interest) und eingetragenen Pässen, findest du als GPX-Datei für dein Navigationsgerät oder Smartphone in meinem Shop. Allgemein ist die "Route des Grandes Alpes" eher schlecht ausgeschildert (in vielen der durchfahrenen Ortschaften fehlt die Beschilderung komplett) und auch Papier-Karten mit großem Maßstab helfen einem hier nicht allzu gut weiter.  

 

Hier geht's zum SHOP.

Reisedauer: 5 Tage

 

gefahrene Strecke: 2098,6 km

 

Anzahl Pässe: 20 (mit "Col du Lautaret")

 

überwundene Höhenmeter: knapp 23.000 (auf den 700km der "Route Des Grandes Alpes")

 

 

Wildcampen: Das Wildcampen in Frankreich ist offiziell verboten und es drohen saftige Geldstrafen, die in geschützten Gebieten mit Zelt im Bereich von 16 bis 512 Euro (Infostand: 02.07.2020) liegen. Man sollte sich also nach einem etwas versteckten Platz umsehen und auf das Verhalten der einheimischen Bevölkerung achten. Campen viele andere vor Ort auch wild, wird es in den meisten Fällen dort auch toleriert. Auf Privatgrundstücken ist das Zelten mit Einverständnis des Eigentümers erlaubt. Am besten frägt man also an einer der Berghütten nach, ob man sein Zelt für eine Nacht auf die Wiese stellen kann. Dies führt oft zu netten Gesprächen mit den Eigentümern und das Zelten ist oft für eine kleine Gebühr umsetzbar.

 

Biwakieren: Das Übernachten draußen, ohne Zelt, nur mit Schlafsack, Isomatte, Hängematte, Biwaksack, Tarp, etc., in hochalpinem Gelände, ist außerhalb der Schutzgebiete, in Frankreich, für einen kurzen, durch den Anlass gebotenen Zeitraum (eine Nacht), gestattet. Je näher man der Küste kommt, desto versteckter sollte man sein Biwaklager errichten!

 

 

Klima / beste Reisezeit: Für Motorradtouren und Wanderungen in die französischen Alpen (Seealpen) empfehle ich den Zeitraum von Mitte Juni bis Mitte Oktober. Ab Mitte Juni sind die Pässe weitestgehend schneefrei und das Klima ist angenehm. In den Sommermonaten kann es bei Sonnenschein durchaus auch auf den Pässen tagsüber bis zu 40 Grad warm werden, was sich bei Sonnenuntergang jedoch schlagartig ändert. Das Thermometer sinkt dann in der Nacht rapide auf einen einstelligen Wert. Je näher man dem Mittelmeer kommt, desto maritimer wird das Klima. In Küstennähe kann man die Nächte problemlos und ohne zu frieren unterm freien Sternenhimmel verbringen.

 

 

allgemeine Landesinformationen (Frankreich)

 

Fläche: 643.801 km2

 

Einwohner: 66.993.000

 

Währung: Euro

 

Verkehr: Rechtsverkehr

 

Tempolimits:

50 km/h innerorts

80 km/h außerorts (seit April 2018)

110-130 km/h auf Autobahnen

 

Web-Infos: http://de.france.fr


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